Dreimonatskoliken und die Rolle der frühkindlichen mikrobiellen Kolonisation des Darms
Ernährung und antibiotische Therapien können die mikrobielle Kolonisation des (bei Geburt) sterilen Neugeborenen beeinflussen. Die erste Besiedelung des Darms spielt für die Gesundheit des Kindes bereits früh eine große Rolle, da die Mikroorganismen sowohl die Verstoffwechselung der Nahrung als auch das Immunsystem beeinflussen. Durch eine Analyse des Mikrobioms zu festgelegten Zeitpunkten sollen mögliche Unterschiede in der Zusammensetzung des Stuhlmikrobioms identifiziert werden, wobei Faktoren wie Ernährung und antibiotische Therapie berücksichtigt werden. Außerdem wird untersucht, ob es mögliche Einflüsse auf die Entstehung der sogenannten Dreimonatskoliken gibt.
(Dr. Jochen Kittel & Prof. Hugo Segerer, Neonatologie, Klinik St. Hedwig)
Zöliakie und die Rolle der frühkindlichen mikrobiellen Kolonisation des Darms
Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) ist eine chronische Erkrankung der Dünndarmschleimhaut aufgrund einer Überempfindlichkeit gegen Bestandteile von Gluten, dem in vielen Getreidesorten vorkommenden Klebereiweiß. Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass ebenso andere Faktoren (wie z.B. die Stilldauer) für die Entwicklung einer Zöliakie bei disponierten Menschen erforderlich sind. Einige Bakterienstämme scheinen in den Glutenstoffwechsel einzugreifen und spielen eventuell eine große Rolle in der Entwicklung der Glutensensitivität. Es wird vermutet, dass sich bereits im 1. Lebensjahr bei Kindern, die später an Zöliakie erkranken, ein Unterschied im Mikrobiom im Vergleich zu den nicht erkrankten Kindern erkennen lässt. Durch Untersuchung von Stuhlproben von Neugeborenen im Vergleich zu den später erkrankten Kindern soll diese Hypothese bestätigt werden. (Dr. Thomas Lang & Prof. Michael Melter, Pädiatrie, KUNO)
Morbus Crohn und die Rolle der frühkindlichen mikrobiellen Kolonisation des Darms
Die Entstehung von Morbus Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, ist nach wie vor nicht eindeutig geklärt. Die Hypothese einer reinen Autoimmunerkrankung ist weitgehend verlassen. Vielmehr konzentriert sich die Forschung nun auf die Interaktion des intestinalen Immunsystems (soll das Eindringen potenziell gefährlicher Bakterien aus dem Darm in den Körper verhindern) mit dem Mikrobiom des Darmes. Es wird vermutet, dass sich bereits im 1. Lebensjahr bei Kindern, die später Morbus Crohn entwickeln, ein Unterschied im Mikrobiom im Vergleich zu den nicht erkrankten Kindern erfassen lässt. Durch Untersuchung von Stuhlproben von allen Neugeborenen im Vergleich zu den später erkrankten Kindern soll diese Hypothese bestätigt werden. (Dr. Thomas Lang & Prof. Michael Melter, Pädiatrie, KUNO)
Früherkennungsprogramm für Cholestase
Die Unterscheidung zwischen einer (meist harmlosen) Neugeborenen-Gelbsucht und einer Cholestase (Gallenstauung, die zu einer Leberzirrhose führt) ist schwierig. Die rechtzeitige Diagnose einer zur Cholestase führenden Gallengangatresie (Verschluss der Gallenwege) ist für das richtige therapeutische Vorgehen aber essentiell. Anhand einer Stuhlfarbkarte werden Eltern auf auffällig entfärbte Stühle sensibilisiert, sodass eine frühe weitergehenden Diagnostik ist möglich. Bislang wird diese Stuhlfarbkarte in Deutschland nicht verwendet. Durch eine Evaluierung im Rahmen der Geburtskohortenstudie soll sie auch im Deutschen Gesundheitssystem etabliert werden. (Dr. Thomas Lang & Prof. Michael Melter, Pädiatrie, KUNO)